Marketmaker – Leicht verständlich erklärt und wichtige Hinweise zur Wahl des richtigen Anbieters
Marketmaker ist ein wichtiger Begriff in der Finanzwelt und gerade für Einsteiger an der Börse oftmals verwirrend. Deshalb will ich da heute etwas Licht ins Dunkel bringen, die Funktionsweise erklären, die Vor- und Nachteile betrachten und dir ein paar Tipps geben, auf die du achten solltest.
Hinweis: Ich werde das Thema meist am Beispiel von Aktien erläutern, aber das Prinzip gilt für alle Finanzprodukte. Auf die besonderheiten im Forex-Trading, gehe ich nochmal extra ein.
Inhaltsübersicht
Wie funktioniert eine Börse?
Bevor wir das Prinzip des Marketmakers betrachten nochmal kurz die Wiederholung, wie die Börse funktioniert. (lies dazu auch: Was ist eine Börse?)
Die Börse ist ein Markt. Also jeder kann dort etwas Kaufen bzw. Verkaufen. An diesem Markt werden Finanzprodukte wie Aktien, Optionen, Rohstoffe, Futures, etc. gehandelt.
Ein Geschäft kommt aber immer nur dann zustande, wenn es sowohl einen Käufer als auch einen Verkäufer gibt.
Wenn ich also eine Aktie kaufen will, muss ich jemanden finden, der sie mir zu dem Kurs, den ich biete, verkaufen will.
Umgedreht das Gleiche: Ich kann eine Aktie nur verkaufen, wenn jemand anders sie kaufen will.
Das kann manchmal dazu führen, dass ich eine Transaktion nicht sofort durchführen kann, weil sich einfach niemand findet, der mit mir ein Geschäft machen will. Deshalb gibt es die verschiedenen Gültigkeiten für die Ordertypen wie tagesgültig, gültig bis Monatsende, etc.
An dieser Stelle kommen jetzt die Marketmaker ins Spiel.
Was ist ein Marketmaker?
Der Marketmaker sorgt dafür, dass immer ein Geschäft zustande kommt und ich meine Transaktionen sofort durchführen kann, indem er direkt mit mir handelt.
Dazu hat er teilweise einen eigenen bestand an Aktien und anderen Finanzprodukten, teilweise vermittelt er einfach zwischen den Kunden, wo es passt und wenn er eine Anfrage nicht selbst abdecken kann, eröffnet er an der Börse eine entsprechende Position.
Wenn ich also eine Aktie verkaufen will, muss ich nicht warten, bis jemand sie mir abkauft, sondern der Marketmaker bietet mir sofort immer einen Kauf- bzw. Verkaufskurs an. In der Praxis führt das dazu, dass du die meisten Finanztransaktionen innerhalb weniger Sekunden oder gar Milisekunden ausführen kannst und nicht warten musst.
Hinweis: Der Marketmaker kann selbst den Preis festlegen, den er bereit ist zu zahlen! Er muss sich nicht an die Börsenpreise halten, weshalb es sehr wichtig ist, hier einen seriösen Anbieter zu finden der deine Ordern möglichst Nahe am Originalpreis ausführt.
Der Marketmaker profitiert, indem er besondere Handelskonditionen hat, die Kurse selbst festlegen kann und diese nicht immer optimal sein müssen und dadurch, dass er durch das hohe Transaktionsvolumen Gebühren sparen kann.
So trägt er ein Risiko, weil er ständig investiert ist, aber verdient auch an allen Transaktionen einen kleinen Teil mit.
An der Börse nennt man das auch Liquidität. Eine sehr liquide Aktie ist eine Aktie, die häufig gehandelt wird. Eine illiquide Aktie, wird nur sehr selten gehandelt und deshalb wird auch nur selten ein neuer Kurs gestellt.
Hinweis: Als Einsteiger solltest du dich immer auf liquide Märkte konzentrieren, in denen viel gehandelt wird.
Da der Marketmaker dafür sorgt, dass du eine Aktie beispielsweise jederzeit kaufen und verkaufen kannst, wird er auch Liquiditätsprovider genannt. Er sorgt dafür, dass ein Markt liquide ist.
Das macht er, indem er dir die entsprechende Aktie abkauft/verkauft und diese dann an der Börse einkauft.
Es gibt einige Finanzprodukte wie CFDs, die du grundsätzlich nur über einen Market-Maker handeln kannst. Du handelst, wenn du einen CFD kaufst, nie direkt an der Börse, sondern immer nur mit deinem Broker, der für dich der Marketmaker ist.
Bei anderen Finanzprodukten wie Optionen ist das anders. Hier kannst du sowohl direkt an der Börse handeln, als auch über einen Marketmaker gehen. Diese werden oftmals von großen Institutionen betrieben und das bedeutet praktisch nichts anderes, als dass dort jemand im Markt ist der jederzeit sofort mit dir handelt und dir deine Optionen abkauft.
Ein Marketmaker ist zwar oftmals mit dem jeweiligen Anbieter/Broker verbunden, aber im Prinzip könntest du, wenn du genug Geld hast, auch selbst Marketmaker werden. Du könntest jetzt sofort sagen, ich kaufe jederzeit alle VW-Aktien oder jedes andere beliebige Produkt und damit wärst du schon ein Marketmaker. In der Praxis sind es aber oft größere Institutionen mit sehr viel Geld.
Zwei Arten von Marketmakern: STP/ECN und Dealing Desk
In einigen Anbieterbeschreibungen findest du oft die Bezeichnungen STP oder ECN bzw Dealing Desk.
Broker die mit STP (englische Abkürzung für Straight Through Processing) oder ECN für (Electronic Communication Network) werben sind Broker, die absolut neutral sind. Sie Leiten alle Positionen nur an den Markt weiter bzw. vermitteln zwischen ihren Kunden. So kann kein Interessenskonflikt zwischen dem Trader und dem Broker/Marketmaker entstehen. Die Broker verdienen dabei nur an den Gebühren.
Die sogenannten Dealing Desks sind Broker bzw. Marketmaker die selbst auch eigene Positionen halten und so theoretisch auch an den Verlusten der Kunden verdienen. Also anstatt eine Position direkt an die Börse zu übermitteln, übertragen sie diese in ihr eigenes Orderbuch und übernehmen praktisch das Risiko. Wenn der Kunde gewinnt, zahlt der Marketmaker diesen aus, wenn der Kunde verliert, verliert der Marketmaker.
Hier wird ein Interessenkonflikt sichtbar, weil der Kunde gegen seinen Anbieter handelt und dabei meist in einer schlechteren Position ist, da der Anbieter ja die Kurse macht. Solche Anbieter solltest du also meiden, wobei es gar nicht so einfach herauszufinden ist, wer so etwas macht.
Es gab auch einen Fall, wo ein sehr großer Broker seine Positionen nicht am echten Markt abgesichert hat. Als dann der Schweizer Franken sich vom Euro entkoppelt hat, kam es zu extrem großen Schwankungen. Die führten dazu, dass der Broker sich verspekuliert hat und so Pleite ging.
Ist ein Marketmaker gut oder schlecht?
Das ist eine Frage, die ich häufig von Einsteigern erhalte. Ist der gut oder schlecht? Das kommt immer drauf an.
Grundsätzlich ist ein Marketmaker eine gute Sache, da er Liquidität bereitstellt und für mehr Handelsvolumen an den Märkten sorgt.
Wenn du jedoch an den falschen Anbieter gerätst, hast du dadurch große Nachteile.
In vielen Finanz- und Tradingforen beschweren sich viele Einsteiger über ihren Broker (der oft der Marketmaker ist) und geben diesem die Schuld daran, dass sie verlieren. Meine Erfahrung zeigt jedoch, dass das nur relativ selten der Fall ist und bei den großen bekannten Anbietern in der Praxis kaum vorkommt und auch nur sehr schwer belegbar ist.
Einige Fortgeschrittene Trader empfehlen dann sofort, direkt an der Börse zu handeln und ganz auf Marketmaker oder entsprechende Finanzprodukte wie CFDs zu verzichten.
Ich denke, um zu verstehen ob ein Marktmaker gut oder schlecht ist, müssen wir uns einfach ansehen, wie er Geld verdient.
Der Marketmaker verdient sein Geld über: Gebühren und Transaktionskosten
Nehmen wir an, eine Aktie kostet an der Börse aktuell 100 Euro. Dann gibt es einen Bid und einen Ask Preis, also einen Verkauf- bzw. Kaufpreis. Der Marketmaker kauft die Aktie für 95 Euro und verkauft Sie für 105. Du zahlst also 5 Euro pro Transaktion und einen Teil dieser Gebühren gehen an den Marktmaker.
Tausende andere private Trader zahlen genauso viel wie du. Der Marketmaker hat ein extrem hohes Handelsvolumen, weil er die Transaktionen von tausenden von Tradern durchführt. Deshalb zahlt er beispielsweise nur 2 Euro pro Transaktion.
Also der Marketmaker verdient immer und an jeder Transaktion, egal ob du gewinnst oder verlierst. Das ist ganz wichtig zu verstehen, weil das klar macht, dass der Marketmaker grundsätzlich kein Interesse daran hat, dass du verlierst.
Im Gegenteil, der Marketmaker hat ein Interesse daran, dass du möglichst viel handelst. Weil dann fallen mehr Gebühren an.
Also ist ein seriöser Anbieter immer neutral und kein Problem.
Die Nachteile von unseriösen Anbietern und wie du sie erkennst
Ein guter Marketmaker ist immer neutral. Er leitet die Ordern praktisch nur weiter und dient als Vermittler. Probleme treten dann auf, wenn der Marketmaker gegen die Interessen seines Kunden handelt.
Das kann dazu führen, dass deine Ordnern “komisch” ausgeführt werden. Sprich es kommt zu ungewöhnlichen Zeitverzögerungen oder für dich ungünstigen Kursen.
Eine häufige Taktik von unseriösen Anbietern ist der sogenannte Slippage. In sehr volatilen Marktzeiten, also wenn der Kurs gerade großen Schwankungen unterliegt, ist es normal, dass der Kurs leicht von deinem Auftrag abweichen kann. Manchmal bewegt sich der Kurs dann so schnell, dass deine Market-Order nur etwas zeitverzögert ausgeführt werden kann. Tritt das aber zu oft auf, ist das ein Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmt und du solltest ggf. auf einen anderen Broker wechseln.
Ein anderes Kennzeichen sind sehr hohe Gebühren. Wenn du oft handelst und die Gebühren sehr hoch sind, solltest du ebenfalls über einen Anbieterwechsel nachdenken.
Anbieter die regelmäßig mit sehr hohen Prämien für die Einzahlung werben, sollten dich ebenfalls skeptisch machen. Hier wird auf die Gier der Trader gesetzt und daran verdient. Dir muss immer klar sein, dass der Anbieter irgendwie Gewinn erzielen will und letztendlich bezahlst du diese Prämien selbst durch überhöhte Gebühren.
Eine weitere Praktik unseriöser Anbieter ist das Stop-Fishing. Wenn du eine Stop-Loss Order platziert hast z.B. bei einem Kurswert von 100 Euro. Die Aktie fällt jetzt von 120 Euro auf 101 Euro und steigt dann erneut, dann wäre dein Stop an der echten Börse nicht ausgelöst werden. Unseriöse Anbieter senken den Kurs dann praktisch künstlich kurzfristig auf 100 Euro, so dass dein Stop-Loss ausgelöst wird. Dann musst du erneut eine Position eröffnen und es entstehen mehr Handelsgebühren oder aber falls der Marketmaker gegen dich handelt, erzielt er Gewinne, während du verlierst.
Hier hilft es, die Kurse deines Anbieters gelegentlich mit denen der “echten Börse” zu vergleichen, solltest du den Verdacht haben, dass etwas nicht stimmt.
Sollte der Marketmaker gegen dich Handeln, bist du fast immer im Nachteil. Der Marketmaker hat immer vor dir Zugriff auf die entsprechenden Marktinformationen und von daher, solltest du dich nicht auf solche Anbieter einlassen.
Worauf du bei der Auswahl eines Marketmakers / Brokers achten solltest
Da der Marketmaker oftmals der Broker ist, insbesondere bei Finanzprodukten wie CFDs, solltest du unbedingt darauf achten, dass du einen seriösen Anbieter findest.
Seriöse Marketmaker unterliegen sehr strengen Richtlinien durch die Finanzaufsichtsbehörden. Du solltest also prüfen, ob der Marketmaker/Broker durch eine Finanzaufsichtsbehörde wie die Bafin (Deutschland), FSA (Großbritannien) oder CySEC (Zypern) reguliert wird.
Seriöse Marketmaker sichern ihre Positionen am echten Markt ab. Sie werben dann häufig mit ECN/STP, das muss jedoch nicht immer der Fall sein.
Sei nicht gierig, wenn es um hohe Einzahlungsboni oder Prämien geht. Diese werden letztendlich an dir verdient.
Achte auf niedrige Gebühren. Hier musst du aber wissen, dass es fixe Gebühren (Spreads) gibt und variable. Beides hat seine Vor- und Nachteile und für welche Variante du dich entscheidest, hängt von deiner Strategie ab. Marketmaker handeln oftmals mit fixen Gebühren, was für Einsteiger leichter berechenbar ist, während ECN/STP Provider mit variablen Gebühren arbeiten, die zwar sehr niedrig sein können, aber in der Praxis oftmals viel höher ausfallen. Ein Hinweis wie niedrige Spreads ab 0.01 Pips in der Beschreibung sind da oftmals irreführend!
Hier gelangst du zu einer Liste von empfehlenswerten Anbietern.