Arbitrage – Von ineffizienten Märkten profitieren

Wenn du an der Börse Geld verdienen willst, gibt es dafür grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Arbitrage und Spekulation. Wie genau die beiden funktionieren erfährst du in diesem Artikel.

Was ist Arbitrage?

Arbitrage ist die gewinnbringende Nutzung der Kurs-, Zins- oder Preisdifferenzen, die durch den Handel eines Finanzproduktes oder einer Handelsware auf verschiedenen Märkten entsteht.

Die Wertpapier-Arbitrage oder auch Rein-Arbitrage

Um zu verstehen, wie Arbitrage funktioniert, müssen wir zunächst verstehen, wie ein Markt funktioniert. Wir betrachten dazu speziell das Thema Börse. Es gibt jetzt aber nicht nur eine Börse sondern, viele in fast allen Ländern dieser Erde.

Wenn du jetzt eine Aktie beispielsweise kaufen willst, kannst du das in Frankfurt tun, oder aber auch an der Börse in London.

Das besondere daran ist jetzt, dass die Preise nicht immer überall gleich sind. Wie bei den Tankstellen, die auch immer minimal unterschiedliche Preise haben.

In der Fachsprache spricht man hier von einem informationsineffizienten Markt oder auch Marktineffizienz.

Eine Marktineffizienz liegt vor, wenn Aktien, Anleihen, Währungen und andere Vermögenswerte nicht nach ihrem wahren Wert bewertet wurden. Der wahre oder auch innere Wert eines Unternehmens hängt davon ab, wie viel Geld das Unternehmen über einen gewissen Zeitraum abwirft. Um ein Unternehmen zu bewerten betrachtet man die Unternehmensbilanz und stellt das Unternehmensvermögen den Unternehmensverbindlichkeiten entgegen, dazu kommen spekulative Faktoren wie das Unternehmenswachstum.

Man kann die Unternehmensbewertung mit der Bewertung eines Hauses vergleichen. Um den Wert einer Immobilie zu bestimmen berücksichtige ich Faktoren wie den Kaufpreis, zukünftigen Mieteinnahmen was bei einem Unternehmen z.B. der Verkauf von Produkten oder Dienstleistungen sein kann, die Wertsteigerung abzüglich aller Kosten wie Instandhaltung oder Investitionen für einen gewissen Zeitraum.

Beim reinen Arbitrage-Handel versuchen Trader von vorübergehenden Marktineffizienzen zu profitieren, die zu einer uneinheitlichen Preisgestaltung von Anlagewerten auf verschiedenen Märkten oder zwischen verschiedenen Brokern führen.

Diese vorübergehenden Marktineffizienzen bieten Tradern die Möglichkeit, gleichzeitige Kauf- und Verkaufsgeschäfte zu tätigen, die den in den Preisunterschieden enthaltenen Gewinn ausschöpfen.

Eine Wertpapier-Arbitrage wird erzielt, in dem eine Aktie auf einem Handelsplatz gekauft und auf einem anderen Handelsplatz “zeitgleich” zu einem höheren Preis verkauft wird.

Die vorübergehende Preisdifferenz desselben Vermögenswerts auf den Märkten, ermöglicht es dem Händler Gewinne zu erzielen.
Gehen wir zum Beispiel davon aus, dass die VW-Aktie auf der Frankfurter Börse zu einem Preis von 100 Euro gehandelt wird. Auf der Londoner Börse wird die VW-Aktie jedoch für 100,30 Euro gehandelt. Nun würdest du um eine Arbitrage zu erzielen, die VW-Aktien auf der Frankfurter Börse kaufen und sie gleichzeitig auf der Londoner Börse verkaufen.

Damit würdest du einen Gewinn von 30 Cent pro Aktie erzielen. Für 30 Cent kann man auch zwei Pfandflaschen abgeben, das ist nicht viel. Das besondere an diesen ganzen Börsengeschäften ist aber die Möglichkeit, beliebig zu skalieren. Der Aufwand eine Aktie zu kaufen, ist genauso hoch, wie der Aufwand 10.000 Aktien zu kaufen.

Nur dass du dann mit einer Transaktion bereits 3.000 Euro verdienst. Dafür müsste man schon sehr viele Pfandflaschen sammeln.

In der Vergangenheit waren Preisunterschiede auf den Handelsplätzen üblich, deshalb konnten auch private Investoren Gewinne durch Arbitrage erzielen.
Durch die aktuelle Entwicklung der Technologie insbesondere durch das Internet sind die Märkte aber immer effizienter geworden und solche Preisunterschiede treten immer weniger auf. Wenn dann meist nur noch im Bereich von wenigen Millisekunden und Cents.

Deshalb lohnen sich Arbitragestrategien meist erst mit einer hohen Investitionssumme und entsprechenden automatisierten Handelsalgorithmen.
In der Fachsprache spricht man hier auch von High Frequency Trading oder “Hochfrequenzhändlern”. Diese nutzen Algorithmen, schnelle Computer und Internetverbindungen um Märkte zu scannen und sehr hohe Auftragsvolumen schnell auszuführen.

Deutlich Interessanter als die Arbitrage ist für private Anleger deshalb die Spekulation.

Was ist Spekulation?

Als Spekulation werden Wertpapiergeschäfte bezeichnet, bei denen der Käufer der Wertpapiere auf steigende Aktienkurse setzt.

Also ich kaufe ein Wertpapier und warte einfach ab, dass der Wert steigt. Wie André Kostolany einst so schön sagte:

“Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten und schauen Sie die Papiere nicht mehr an. Nach vielen Jahren werden Sie sehen: Sie sind reich.”

Damit wir nicht ganz so lange warten müssen, gibt es ja aber zum Glück das Daytrading und die Hebelprodukte.

Devisenarbitrage

Bei der Devisenarbitrage (Devisen sind Fremdwährungen) oder auch Währungsarbitrage werden durch den Kauf und Verkauf von Währungen, Gewinne erzielt.

Dies ist möglich, da Währungen oft Schwankungen unterliegen. So kann z.B. eine Währung auf einem ausländischen Markt zu einem höheren Kurs angeboten werden um Gewinne zu erzielen. Dabei spricht man auch von Forex-Trading.

Risikoarbitrage

Im Gegensatz zur reinen Arbitrage beinhaltet Risikoarbitrage, wie der Name schon sagt ein höheres Risiko. Risikoarbitrage hat sich zu einer der beliebtesten und privatanlegerfreundlichsten Arbitrageformen entwickelt. Risikoarbitrage kann zum Beispiel bei einer Übernahme oder Fusion erzielt werden.

Bei der Übernahme- und Fusionsarbitrage werden unterbewertete Unternehmen gesucht, welche von einem anderen Unternehmen für ein Übernahmeangebot ins Visier genommen wurde. Dieses Angebot würde das Unternehmen auf seinen wahren oder intrinsischen Wert bringen.

Als Beispiel nehmen wir die Fusion von Bayer mit Monsanto. Nehmen wir an Monsanto wird für 10 Euro/Aktie gehandelt. Bayer möchte Monsanto erwerben. Bayer beschließt ein Übernahmeangebot von Monsanto für 15 Euro/Aktie abzugeben. Das bedeutet, dass alle Aktien von Monsanto jetzt 15 Euro/Aktie wert sind, aber nur 10 Euro/Aktie gehandelt werden. Das Risiko besteht in diesem Fall darin, dass die Übernahme scheitern könnte. In diesem Fall wären die Aktien nur noch die ursprünglichen 10 Euro/Aktie wert.

Wenn die Fusion erfolgreich durchgeführt wird steigt somit der Preis der Aktie; wenn die Fusion jedoch scheitert, kann der Preis fallen.

Eine weitere Form der Risikoarbitrage ist die Liquidationsarbitrage. Wie bei der Fusions- oder Übernahmearbitrage liegt der Schlüssel zum Erfolg bei dieser Strategie darin ein unterbewertetes Unternehmen das wahrscheinlich liquidiert wird richtig einzuschätzen. Für den Fall, dass der Liquidationswert des Unternehmens deutlich höher ist als sein Marktwert vor der Liquidation kann der Trader von der günstigen Differenz im Aktienkurs profitieren.

Die Riskobewertung

Eine Möglichkeit der Risikobewertung bei der Risikoarbitrage ist Benjamin Grahams Risiko-Arbitrage-Formel. Sie soll das optimale Risiko/Ertrags Verhältnis bestimmen. Benjamin Graham war ein in Großbritannien geborener amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler, Professor und Investor. Er ist bekannt als der “Vater des Value Investing”.

Jahresrendite= GC – L(100% – C) / YP

​G=Der erwartete Gewinn im Falle eines
Erfolg (in der Regel Übernahmepreis)
C=Die erwartete Erfolgschance (%)
L=Der erwartete Verlust im Falle eines
Ausfall (in der Regel Originalpreis)
Y=Die erwartete Haltedauer in Jahren
(in der Regel die Zeit bis zum Vollzug der Fusion)
P=Der aktuelle Kurs des Wertpapiers

Ist die Arbitrage wirklich risikofrei?

Arbitrage wird oft als risikofrei bezeichnet, da es im Gegensatz zur Spekulation nicht darum geht, auf die zukünftige Entwicklung eines Vermögenswertes zu wetten um diesen dann gewinnbringend zu verkaufen.

Aber wie so oft im Leben, gibt es auch hier nichts geschenkt und jede Art von Börsenhandel ist mit gewissen Risiken verbunden. Ein Hauptrisiko bei der Arbitragestrategie besteht darin, dass sich Preise und Kurse häufig und schnell ändern. So besteht immer die Möglichkeit, dass Sie einen Handel zu einem anderen als dem von Ihnen erwarteten Preis ausführen. Zudem können sich Transaktionsgebühren auf den Gesamtgewinn auswirken und die Steuerlast kann im Ausland unter Umständen höher sein.

Fazit

Es ist durchaus möglich durch Arbitragestrategien Gewinne zu erzielen. Aber aufgrund der aktuellen technischen Entwicklungen hin zum immer schnelleren Austausch von Informationen wird es immer seltener, dass Marktineffizienzen auftreten.

Für die meisten privaten Investoren ist Arbitrage damit nur in wenigen Situationen wie der vorgestellten Risiko-Arbitrage interessant.

Eine besondere Möglichkeit bietet sich noch in sehr kleinen und unausgereiften Märkten wie beispielsweise den Kryptowährungen.

Die meisten Privaten Trader, Anleger und Investoren sollten sich aber auf Spekulation statt auf Arbitrage konzentrieren.

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